Von Oliver Abraham und Mario Vedder (Fotos)

Ein Porträt des Künstlers Vincent van Gogh in Drenthe auf einem alten Industriegebäude. Foto: Mario Vedder
Ein Porträt des Künstlers Vincent van Gogh in Drenthe auf einem alten Industriegebäude. Foto: Mario Vedder

Entdecken Sie die faszinierenden Spuren von Vincent van Gogh in Drenthe und erleben Sie die Landschaft, die ihn inspirierte. Vincent van Gogh in Drenthe ist ein einzigartiges Erlebnis.

Auf den Spuren des niederländischen Malers Vincent van Gogh in der Provinz Drenthe. Foto: Mario Vedder
Auf den Spuren des niederländischen Malers Vincent van Gogh in der Provinz Drenthe. Foto: Mario Vedder

Ein nebliger Morgen in Drenthe mit Vincent van Gogh

Nieuw-Amsterdam/Veenoord, Provinz Drenthe, Niederlande. Die Reifen zischen auf dem nassen Asphalt. Gestern gingen endlose Regenschauer nieder und an diesem frühen Morgen sieht das Land aus wie frisch gewaschen. Nebel liegt über den Wiesen und Weiden, über der weiten Landschaft von Drenthe. Frisch umgebrochener Acker riecht gut. Muntere, vielfältige Vogelstimmen sind zu hören. Frohe Rufe locken und erheitern das Gemüt.

Entdecke die Welt von Vincent van Gogh per Rad durch Drenthe. Video: Mario Vedder

Besonders faszinierend ist die Verbindung zu Vincent van Gogh in Drenthe, die den Besuchern einen einzigartigen Einblick in das Leben und Schaffen des Künstlers bietet. Diese Erlebnisse sind tief mit den Erinnerungen an Vincent van Gogh in Drenthe verwoben und machen die Region zu einem kulturellen Erbe von Bedeutung.

Magische Landschaft in der Provinz Drenthe. Foto: Mario Vedder
Magische Landschaft in der Provinz Drenthe. Foto: Mario Vedder

Die Radreise entlang der Wege von Vincent van Gogh in Drenthe zeigt die magische Verbindung zur Landschaft.

In der Luft liegt der Geruch von Holzfeuer und Tau perlt fein auf nassem Gras. Hier, nahe Nieuw-Amsterdam / Veenoord, schuf Vincent van Gogh eines seiner Meisterwerke aus der Drenthener Zeit – den „Unkraut verbrennenden Bauern“. Vermutlich ist es ein Landarbeiter, der Kartoffelkraut verbrennt. Ein wenig düster ist das Bild schon. Ja: dieses Land kann auch Erdenschwere haben, vor allem im Herbst und Winter, als Vincent van Gogh hier arbeitete.

Aber in der Ruhe ist es erfrischend und macht frei. Vor allem im Frühjahr folgen wir dem Meister und seinen Motiven, seinen Gedanken, die untrennbar mit Vincent van Gogh in Drenthe verbunden sind. Auf dem Fahrrad geht das gut. Durch Alleen, übers Land, ins Moor und auf den Spuren von Vincent van Gogh in Drenthe, die uns begleiten.

Eine von Stille getragene Landschaft. Foto: Mario Vedder
Eine von Stille getragene Landschaft. Foto: Mario Vedder

Auf dem Rad durch eine von Stille getragene Landschaft

Dort, wo die Sonne den Nebel erreicht – und bald verdunsten wird –, wabert ein HaucAh Orange. Es ist ein Spiel von Licht und Farben, eine sonderbar leichte, fast ätherische Atmosphäre. Sachter Wind verwirft die Spiegelbilder der Alleebäume auf dem stillen Wasser im Kanal.

Stille Kanäle durchziehen die Provinz Drenthe. Foto: Mario Vedder
Stille Kanäle durchziehen die Provinz Drenthe. Foto: Mario Vedder

Vincent van Goghs Zeit in Drenthe steht für die tiefe Verbindung zwischen Kunst und Natur

Man fühlt sich ermuntert, aufzubrechen und loszulassen. Sich treiben zu lassen durch die Gegend, in der schon der Maler van Gogh seine Ruhe fand, er wollte seinerzeit an die frische Luft. Und auf seinen Spuren geht das auch. Der Weg führt durch den Westerse Bos, zwischen Zandpol und Schoonebeek.

„Das war ein ganz anderes Feld als das, was ich dir gestern skizziert habe, aber es ist etwas Eigenartiges hier, jedes Mal genau dasselbe und doch wieder anders […]. Ich kann kein anderes Wort dafür finden als Frieden.“ (Vincent van Gogh)

Vincent van Gogh – Sein Herbst in Drenthe

Vincent van Gogh hielt sich in der Provinz Drenthe von Anfang Oktober bis Anfang Dezember des Jahres 1883 auf. Eine kurze Zeit, und wohl auch deshalb ist wenig bekannt, dass der gebürtige Niederländer van Gogh hier gearbeitet hat – er zeichnete, malte und skizzierte. Der Aufenthalt in Drenthe wird als eine prägende, als eine wichtige Zeit für den Künstler betrachtet. Van Gogh wanderte viel, und er schrieb regelmäßig Briefe an seinen Bruder Theo, Kunsthändler und Unterstützer Vincents. Aus diesen Briefen wird die Bedeutung der Provinz, der Natur und „Ur“-Landschaft Drenthes, auch ihrer Menschen, für Vincent van Gogh deutlich.

Die Briefe hängen als vergrößerte Kopie im „Museum Van Gogh Huis Drenthe“ in Nieuw-Amsterdam/Veenord. Klassische Ausstellung und multimediale Aufbereitung führen die Besucher durch die Gedanken des Künstlers und diese Welt, in der er Inspiration suchte und Motive wie Sujets fand.

Die künstlerische Verbindung: Vincent van Gogh in Drenthe

Die Perspektive des Künstlers Vincent van Gogh in der Provinz Drenthe. Foto: Mario Vedder
Die Perspektive des Künstlers Vincent van Gogh in der Provinz Drenthe. Foto: Mario Vedder

Kunst und Perspektive: Die Kirche von Schoonebeek

Van Gogh hat die Kirche von Schoonebeek auf einem seiner Werke gemalt, vermutlich wurde das Bild in der Umgebung von Zandpol gemalt. Ging man zunächst davon aus, dass dieses Bild eine abendliche Stimmung einfange, so kann es sich dabei aber – Blick und Arbeitsperspektive nach Osten vorausgesetzt – um eine Szene des frühen Tages handeln; eben um die hellen Streifen einer Morgendämmerung, um orange gefärbte Nebelschwaden, wie sie über der von Wasser durchzogenen Landschaft von Bargerbeek häufig nach kühlen Nächten aufsteigen.

Weites Land, innere Ruhe: Die Wirkung der Provinz Drenthe. Foto: Mario Vedder
Weites Land, innere Ruhe: Die Wirkung der Provinz Drenthe. Foto: Mario Vedder

Weites Land, innere Ruhe: Die Wirkung von Drenthe

Obwohl die Natur erwacht, liegt eine tiefe Ruhe über ihr. Sie gibt einem selbst Energie. Es ist ein freier Raum, weit weg vom Rest der Welt. Der frohe Ruf des Kiebitzes – ist er nicht ein Frühlingsbote? – weht über die Wiesen. Bauernhöfe stehen wie Inseln im weiten Land. Manchmal tragen sie ein Dach aus Reet. Neben dem gepflasterten Weg stehen Laternen.

Ein Hof-Ensemble, Alleen aus Eichen und Kastanien. Foto: Mario Vedder
Ein Hof-Ensemble, Alleen aus Eichen und Kastanien. Foto: Mario Vedder

Eine Allee aus Eichen und Kastanien führt zu einem Hof-Ensemble, es riecht nach Pferd. Die Pfiffe eines Bussards hallen durch den Himmel und heiseres Hundegebell aus der Ferne, ein Hahn kräht.

Ein Landschaftsmosaik, gefällig auch fürs Auge. Schönwetterwolken segeln vorüber. Foto: Mario Vedder
Ein Landschaftsmosaik, gefällig auch fürs Auge. Schönwetterwolken segeln vorüber. Foto: Mario Vedder

„Ich habe einen einfachen Plan für mich, ich gehe raus und mache das, was mir gut tut, lasse mich erfrischen von der Heideluft […].“ (Vincent van Gogh)

Auf dem Weg zum Bargerveen: Das Herz der Moorlandschaft

Bald wird der Flieder blühen. Wie angenehm wird das dann hier duften! Hinter einem weiteren, schmucken Hof-Ensemble mit Blumengarten und Brunnen öffnet sich die Landschaft. Blankes Wasser steht auf den Wiesen und Weiden. Ein Landschaftsmosaik, gefällig auch fürs Auge. Schönwetterwolken segeln vorüber. Birken stehen in der Einsamkeit und ein Specht hämmert. Der Wind wispert in einsamen Eichen. Das Moor, das Bargerveen, ist nicht mehr weit.

Von Nieuw-Schoonebeek geht es jetzt nach Norden. Die Landschaft am und im Moor ähnelt wohl am ehesten der, die Vincent van Gogh in Drenthe suchte und fand.

Das Bargerveen ist eines der wenigen authentischen Hochmoorgebiete. Foto: Mario Vedder
Das Bargerveen ist eines der wenigen authentischen Hochmoorgebiete. Foto: Mario Vedder

Von den einst riesigen Hochmoorgebieten der Niederlande (und auch der des gegenüberliegenden Niedersachsens auf deutscher Seite der nahen Grenze) ist hier noch etwas davon als Naturschutzgebiet erhalten geblieben, das Bargerveen ist eines der wenigen authentischen Hochmoorgebiete, die es in den Niederlanden gibt. Der Torf wurde, auch zu van Goghs Zeiten, abgebaut, das wollte er sehen. Es war eine Transformation von Landschaft und Gesellschaft. Bis ins Bargerveen selbst soll der Maler es allerdings nie geschafft haben.

Das Bargerveen: Ein Ort der Tiefe und Stille

Dieses Hochmoor wird erhalten, weil es von einem Damm umschlossen ist. Solche Moore liegen wie ein Uhrglas gewölbt auf der Landschaft und existieren ausschließlich vom Regen, will man sie retten, muss Abfluss verhindert werden. Das Rad bleibt vor einem Damm stehen und es geht auf einem genehmigten Weg die paar Schritte hinauf – in eine andere Welt: Der dunkelbraune, nasse Boden schwankt beim Betreten und die Schritte schmatzen, ertrunkene Birken stehen blass und bleich wie Gespenster im Wasser, Wollgras gleißt in krassem Weiß vor dieser düsteren Szene.

Hier wanderte einst der niederländische Malers Vincent van Gogh. Foto: Mario Vedder
Hier wanderte einst der niederländische Malers Vincent van Gogh. Foto: Mario Vedder

Trotzdem, oder gerade deshalb, ein Ort zum Durchatmen. Auch ein Ort subtiler Sinnlichkeit, man fühlt tiefer, die Sinne scheinen geschärfter. Hört man nicht besser, sieht man nicht klarer? Man spürt die Kühle des Winterregens, der in diesem Moor gespeichert ist, und man ahnt das Bodenlose. Gänse fliegen vorüber und ihre Rufe verwehen mit dem Wind. In der Ferne sind Kirchenglocken zu hören, und dies verstärkt die Einsamkeit in diesem Moor nur umso mehr. Das Bargerveen ist ein Bilderbuchmoor; Bulten – das sind die kleinen Inseln – wechseln sich ab mit Schlenken, den Tümpeln, dunkles, teefarbenes Wasser, und immer wieder Wollgras. Ein Reiher steht stoisch.

Ein typischer Moorbewohner - Wollgras. Foto: Mario Vedder
Ein typischer Moorbewohner – Wollgras. Foto: Mario Vedder

„Das ist etwas Bedeutungsvolles, dünkt mir […] Ich denke, dass das nervöse Wanken dadurch zum Schweigen gebracht werden kann.“ (Vincent van Gogh)

Ein Radweg für die Seele – Und für Kunstfreunde

Radwege führen über Dämme im Bargerveen und auf solchen Routen kann man es erkunden. Erhöht, erhaben, mit weitem Blick. Immer wieder stehen ertrunkene Bäume, kleine Wäldchen sogar, im Wasser. Tote Bäume sind im diesem Fall gute Bäume, denn in ein intaktes Moor gehören sie nicht. Liegen Spinnennetze im Schatten, so sind sie noch mittags vom Tau benetzt, und immer wieder weht der Wind fernes Glockengeläut vorüber. Vögel zwitschern, rufen, singen.

Schafherden ziehen durch das Moor. Foto: Mario Vedder
Schafherden ziehen durch das Moor. Foto: Mario Vedder

Es ziehen Schafherden durch das Moor und Wolken über den Himmel. Ein schönes Bild voller Ruhe und Ursprünglichkeit. Gemütserheiternd, ein Ort zum Durchatmen, einer zum wieder geerdet werden. Van Gogh hatte Recht – mögliche Nervosität wird hier zum Schweigen gebracht.

Transparente Schautafeln zeigen eine Idee vom früheren Landschaftsbild. Foto: Mario Vedder
Transparente Schautafeln zeigen eine Idee vom früheren Landschaftsbild. Foto: Mario Vedder

Informationen zur Radroute „Vincents Inspiration“

Dieser Text beschreibt Stellen der Radroute „Vincents Inspiration“, Beginn/Ende zum Beispiel im Van Gogh Huis Drenthe in Nieuw-Amsterdam/Veenoord, Länge der ausgeschilderten Route: ca. 50 Kilometer.

Weitere Reisetipps & Informationen

Van Gogh kam im Herbst 1883 in die niederländische Provinz Drenthe. Auf verschiedenen Routen durch die Natur und Dörfer ist man auf den Spuren des Malers unterwegs. Von manchen Wegen und Stellen ist bekannt, dass Van Gogh hier gegangen ist oder gearbeitet hat. In den Dörfern Oud-Aalden oder Zweeloo zum Beispiel spürt man die Atmosphäre historischer Zeiten (liegen nicht an dieser hier beschriebenen Route), eine Anziehungskraft, die noch heute Künstler anzieht.

An mancher Stelle der Routen wurden transparente Schautafeln installiert, so lässt sich das Landschaftsbild von damals (mittels Bildern historischer Begebenheiten auf durchsichtigem Medium) mit der Gegend von heute betrachten – so schweben zum Beispiel Bilder alter Katen oder Frauen, die einst im Moor arbeiteten, über den Weiden von heute.

Links & Reiseinformationen:

Diese Reise wurde unterstützt vom niederländischen Büro für Tourismus und Marketing Drenthe. Bitte Öffnungszeiten beachten. Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Bericht stellt keine Wertung dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.


Auf den Spuren des niederländischen Malers Vincent van Gogh in der Provinz Drenthe. Foto: Mario Vedder
Auf den Spuren des niederländischen Malers Vincent van Gogh in der Provinz Drenthe. Foto: Mario Vedder

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