Von Oliver Abraham
Bad Iburg/Kreis Osnabrück. Hier soll ein Blütenmeer sein? Volle Farben bis zum Horizont, frühlingsfrisch. Berghänge voller Lerchensporn und kaum anderswo so üppig wie hier. Das „Freedometer“ zeigt im Frühjahr 2023 die Vollblüte des Lerchensporns im Naturschutzgebiet an den Bergen „Kleiner Freeden“ und „Großer Freeden“ an (tagesaktueller Stand immer unter „Freedometer“). Phantastisch, fulminant, zauberhaft. Zumindest soll es so sein.
Lerchensporn zaubert Blütenmeer in Teutoburger Wald
In den Tälern des Teutoburger Waldes bei Bad Iburg in Niedersachsen ist es noch kalt. Den vergangenen Winter ahnt man nicht nur, man spürt ihn noch. Aber da! Dort – oben auf den Bergen, es sind markante 200er in der Norddeutschen Tiefebene, da schimmert´s grün. Dort leuchtet frische Farbe zart zwischen den Stämmen der Bäume, schwarz wie Scherenschnitte im Gegenlicht. Da muss doch ´was sein. Also hin, ins Licht. In die Sonne.
Wanderweg zu den Blütenteppichen
Die Wege im Teutoburger Wald sind einsam dieser Tage, und sie sind steil. Oben auf dem „Kleinen Freeden“, auf seiner südlichen Sonnenseite, ist schon Frühling. Zunächst führt der „TERRA.track – Freedenblüte“ auf den Berg und über den Kamm des „Kleinen Freeden“, dann um den „Großen Freeden“ herum. Dieser gut acht Kilometer lange Wanderweg führt zu den Blütenteppichen des Lerchensporns und anderer frühblühender Pflanzen. Wie zum Beispiel den Buschwindröschen, die den Weg zunächst begleiten. Zu Beginn der Wanderung sind es nur wenige Lerchensporne. Das aber wird sich ändern.
Sonnenlicht, Temperatur, Feuchtigkeit
Zwar erkennen Experten eine rücklaufende Tendenz bei der Fülle an Lerchensporn und die Frühjahre mit Lerchensporn bis zum Horizont werden seltener – aber beeindruckend ist das noch immer. Freedenblüte ist immer auch Überraschungstüte. Das Üppige und Überbordende des Blühens, auch das des Lerchensporns, hängt von mehreren Faktoren ab, wie Sonnenlicht, Temperatur und Feuchtigkeit. Das muss passen, da muss es perfekt zusammenkommen. Und dann wird es richtig schön.
Blick weit hinein ins Münsterland
Der Blick reicht weit hinaus auf über die Ebene und hinein ins Münsterland, in die Westfälische Bucht. Ein kalter Wind weht. Die Buchen sind noch kahl, allenfalls erstes zartes Grün, ganz hell und fein, sprießt aus den Ästen. Das Licht fällt auf den Waldboden. Was viel und volle Sonne zum Erwachen und zum Blühen braucht, das muss es jetzt tun. Bevor das Laubdach diesen Wald in ein flirrendes Zwielicht tauchen wird.
Zwar wird es im Laufe des Jahres zwischen den Bäumen nicht düster sein oder dunkel, aber nicht mehr so hell und licht wie jetzt. Der Wanderweg führt auf den Kamm des Südhanges des Teutoburger Waldes, der ist nicht breiter als der Weg selbst, jäh fallen die Hänge ab. Am Wegesrand jetzt sattes Grün.
Weiß und Violett sind die Farben des Lerchensporns
Je genauer und länger man hinschaut, desto mehr Farben wird man sehen. Wieder und wieder Weiß und Violett taucht zwischen dem frischen Grün auf – das ist der Lerchensporn, kaum mehr als wadenhoch sind diese Pflanzen, mit üppigen und ausgeprägten Blüten. Und es blüht hier nicht nur der Lerchensporn: hier knalliges Gelb, dort andere Blüten hell und zart und wie ein Kelch. Wieder weiße Blüten und violette, auch solche, die nicht die vom Lerchensporn sind. Oh doch, das ist schon schön, und gerade nach dem Winter. Auch, wenn man nicht alle Pflanzen bestimmen kann.
Frühlingsboten entdecken
Und auch nicht jeden Vogelruf, wie diesen, der immer tiefer hineinlockt in den Wald. Spechte hämmern. Buntspecht, Mittelspecht, Schwarzspecht? Wer weiß. Es ist ein herrliches Sich-Verlieren-Lassen in diesem Wald, unten im kühlen Grunde, und oben erst recht im Licht. An der frischen Luft, Durchatmen, und was für´s Auge ist auch dabei. Es macht Freude, diese Frühlingsboten zu entdecken. Zu schauen auf das Detail und in die Ferne, dorthin, von wo der Wind weht und den Frühling bringt.
Wald am Freeden ist Naturwald
Der Wald am Freeden ist nicht nur allein der bunten Blumen wegen schön und etwas Besonderes, er ist ein Naturwald und vor mehr als fünfzig Jahren wurde er aus der Nutzung genommen. Die Leute von der Forstwirtschaft und vom Naturschutz wollen sehen, wie sich ein Wald entwickelt, in den der Mensch nicht mehr eingreift. Hier stehen vor allem Buchen und auch Bergahorn, hier stehen Eschen und Kirschen, einzelne Eichen und Ulmen.
Es gilt striktes Wege-Gebot
Was fällt, bleibt liegen, was stirbt, bleibt stehen. Auch deshalb gilt hier ein striktes Wege-Gebot, gesperrte Strecken (die sind eindeutig markiert und zu erkennen) dürfen nicht begangen werden – der eigenen Sicherheit wegen. Von genehmigten Wanderwegen sieht der Wald auch schön aus, lässt sich ebenso viel sehen, entdecken und erleben.
Ohne Ende kann kein Anfang sein
Mit dem Frühjahr beginnt der Lebenszyklus aufs Neue, und ohne Ende kann kein Anfang sein. Natürlich ist die „Freedenblüte“, das Farbige und das Frohe hier und heute der Höhepunkt dieser Tage, eine luftige Leichtigkeit belebend für Körper und Geist. Es ist kontraststark und deshalb reizvoll. Im Schatten der Täler ist es kalt und feucht.
Man spürt den vergangenen Winter nicht nur – man sieht, riecht, fühlt, man erkennt und begreift, dass dem Werden ein Vergehen vorangestellt sein muss: An manch umgestürztem Stamm wachsen Pilze groß wie Bratpfannen. Sie besiedeln tote oder kranke Bäume, verzehren sie langsam und setzen Nährstoffe frei. Für das Gedeihen anderer Pflanzen und in der Folge für Insekten, für Vögel. Hier endet´s, und hier fängt es wieder an.
Seltsam leuchtendes Orange
Es lohnt dieser Tage der Blick aufs Detail, gewiss auf das der Blüten, aber auch auf zum Beispiel diese sonderbaren Pilze, auf ihre Farben: Schwarz und Braun und Rot, ein seltsam leuchtendes Orange, dann Gelb, Creme und Weiß. In der Nase kräftiger erdiger Duft – manchmal mit dem Geruch von Knoblauch (also Bärlauch). Oben auf dem Kammweg weht ein frischer Zug. Einer, der den Frühling ankündigt. Und weiße, violette Blüten aus der Erde lockt.
Information:
Der „Hohle Lerchensporn“ ist der Vorbote der helleren und wärmeren Jahreszeit, Lerchensporn ist der Frühlingsbote im Teutoburger Wald. Er bildet in manchen Jahren Bereiche mit weiß-violetten Blütenteppichen am Waldboden. Das passiert, bevor die Buchen ihre Blätter ausbreiten. Diese früh blühenden Pflanzen nutzen die erste Wärme des Jahres und bevor die Blätter der Bäume den Boden beschatten, hat der Lerchensporn den Großteil seines Vegetationszyklus bereits hinter sich. Ein weiterer Grund warum es am Freeden so viel Lerchensporn gibt – er liebt den Kalk im Boden, und die Südhänge des Teutoburger Waldes bestehen aus diesem Gestein.
Auf der Internetseite www.geopark-terravita.de gibt es viele weitere Infos, einen Tourenplaner und unter der Rubrik TERRA.saison gibt es das „Freedometer“, das aktuell den Stand der Frühlingsblüte am Berg Freeden verfolgt. Dort kann man sich über den Stand der Blüten erkundigen – von den ersten Knospen über die Vollblüte bis zum Vergehen der Blütenpracht. Neben dem Lerchensporn blüht am Freeden zum Beispiel das Buschwindröschen (macht nachts seine Blüten zu) und das Scharbockskraut, der Waldgelbstern und leuchtend blauviolett das Waldveilchen. Zusätzlich an ihrem Geruch lassen sich Bärlauch und Waldmeister erkennen. Der Freeden ist ein Naturschutzgebiet: auf den gekennzeichneten Wegen bleiben und Hunde anleinen.
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