Eine Wanderung von Gang zu Gang durch Österreichs Eis und Schnee
Von Oliver Abraham
Damüls, Bregenzerwald, Vorarlberg/Österreich. In der vergangenen Nacht fielen dann die Flocken. Atemwolken stehen an diesem frühen und frostklirrenden Morgen vor dem Gesicht. Es riecht nach dem Rauch eines Holzfeuers und ich warte auf den Bus nach Damüls. Ich breche auf zu einer Kulinarischen Winterwanderung Bregenzerwald, einer Wanderung durch Genuss und die winterliche Landschaft des Bregenzerwalds.

Im Rucksack sind Karte, Kompass, eine Thermoskanne heißen Tee für unterwegs, Routenvorschläge und Gutscheine für vorab gebuchte Einkehr (Frühstück, Mittagessen, Dessert) – das gibt es als fix und fertiges Angebot in verschiedenen Variationen. Schritt für Schritt von Gang zu Gang auf dieser Kulinarischen Genusswanderung im Bregenzerwald: Frühstück im Panoramahotel „Alpenstern“, Mittagessen im Alpengasthof „Jägerstüble“, später einen Apfelstrudel.

Kulinarische Winterwanderung Bregenzerwald: Genuss in der Natur

Aufstieg in die winterliche Bergwelt
Die Straße führt in die Berge. Kehre um Kehre müht sich der Bus aus dem Tal. Schon liegen die Gipfel im Morgenlicht, scharfer Fels ist schneebedeckt und die Äste der Tannen sind schwer beladen. Je weiter, höher es geht, desto trüber wird der Himmel. Nicht dass es schneit, aber in der Luft liegt ein eiskalter Nebel, Eisstaub so scheint es. Eine fahle Sonne steht am Himmel.
Eiszeit, und die Schritte krachen in alten, überfrorenen Schnee, sie knirschen sanft im frischen. Ich finde meinen Weg im tiefen Schnee und erkenne die Wegweiser auf dem Winterwanderweg. Wer daneben tritt, steht bis zu den Oberschenkeln im Schnee.

Dies ist keine Schneeschuh-Wanderung. Es geht auf präparierten Wegen durch den Schnee. Es ist gemütlich und genussvoll, hier sind auch Familien mit Kindern unterwegs, die einen Schlitten ziehen. Das Ski-Gebiet bleibt zurück und am Hang, unterhalb des Weges, stehen ein paar mit hellem Holz verkleidete Häuser.

Die Tannen sind mit Schnee beladen und sie stehen vor einem Hochgebirgspanorama, ein Winteridyll auch deshalb, weil es einsam geworden ist. Ein paar Wanderer sind unterwegs, aber eine tiefe Ruhe ist eingekehrt, auch in den Körper und den Geist.

Die Tücken unberührter Winterlandschaft
Berge und Bäume im Schnee wirken wie ein Schwarz/Weiß-Bild. Einziger Farbtupfer sind zwei bunt gekleidete Menschen, die sich im Schnee vor dem Bergpanorama zu verlieren scheinen.
So sieht es aus, so ist es – auf den genehmigten Wegen – aber nicht. Auf meiner Karte sind verschiedene Routen eingezeichnet, auch ein verlockend erscheinender Umweg hinauf in ein Seitental. Zu erkennen und zu finden aber ist der nicht, alles im Schnee versunken, und keine der roten Wegweiser-Stangen zeigen ihn an.
Eine wesentliche Gefahr abseits der präparierten Wege sind Bäche, die unter dem Schnee fließen und in die man unvermittelt stürzen könnte – manchmal sieht (oder hört) man sie, meist nicht.

Über die verschneite Alpe Oberdamüls
Der Weg führt über die Alpe Oberdamüls. Heute ist alles tief, vereinzelte Gebäude aus grauverwittertem Holz bis ans Dach, verschneit. Es ist eine mit wenigen Bäumen bestandene Hochebene, über die ein leiser Wind weht.
Der Himmel ist trüb und blau-grau, darin die Sonne als ein weißer, gleißender Fleck. Licht scheint aus diesem Loch zu fließen. Frischt der Wind auf, stieben Eiskristalle und Schnee; prickeln, trüben die Kulisse ein – die Übergänge zwischen Himmel und Erde wirken wie aufgelöst.

Ein sonderbarer Zustand und Wirkungsbereich, wie ein Schweben, lautlos und kraftvoll. Zeit und Raum wirken wie aufgehoben, eine angenehme Alleinsamkeit mit dem guten Wissen um ein schönes Etappenziel.
Bezug hat man nur noch zum Unmittelbaren: der grellroten Stange des Wegweisers, dem rauen Holz der Scheune, den Nadeln der Bäume, dem leisen Murmeln und Glucksen eines unsichtbaren Baches.
Unterwegs in einem unbegreiflichen, endlos wirkenden Raum aus Weiß, einem Ozean aus Schnee. Trotzdem kommt ein Gefühl der Geborgenheit auf. Eine Kapelle taucht aus dem Meer aus Schnee auf. Das Licht fließt stärker, überirdisch schön. Die roten und gelben Jacken zweier Wanderer leuchten.

Andacht in der Kapelle Stofel – Ein Blick in die Vergangenheit
Die Kapelle ist wuchtig und gedrungen. Sie duckt sich mit dicken Mauern in den Schnee, schmucklos und mit elfenbeinfarbigem Gemäuer. Eiszapfen hängen an den Schindeln, das Dach ist aus Steinplatten und die Tür aus grauverwittertem Holz. Sie ist offen, die Kapelle „Stofel“ lädt ein.

Wie alt sie ist, weiß man nicht, sicher ist, dass sie Jahrhunderte überdauerte. Drinnen liegen getrocknete Blüten und es brennen Kerzen. Bilder zeigen Maria mit dem Kinde, die Heiligen St. Nikolaus, St. Martin und St. Antonius. Glaube und Hoffnung tat Not.

Bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts war diese Alpe bisweilen ganzjährig besiedelt. 1549 wurde die Alpe geteilt, Wohnhütten verschwanden.
Einer jahrhundertelangen warmen Periode der Mittelalterlichen Warmzeit folgte ein Klimawandel, es kam die „Kleine Eiszeit“. Die Winter wurden kälter und dauerten länger. Die Durchschnittstemperatur lag ein, zwei, drei Grad unter der von heute, mancherorts mehr. Im Winter war es noch mal deutlich kälter.
Die Vegetationsperiode war kürzer, Ernten und Landwirtschaft waren ruiniert, es gab in Europa Hungerwinter. Um 1850 endete diese „Kleine Eiszeit“.
Einkehr im Jägerstüble – Genuss am Ende des Weges
Der Weg führt nun in einen Wald. Unter den himmelhohen Bäumen wirken die Wanderer winzig. Zwar bleibt es bedeckt, aber die Sicht wird besser. Im Tal oberhalb von Damüls sind wieder einzelne Gebäude zu erkennen.

Der Winterwanderweg ist gut zu begehen, der Schnee abseits davon ist hüfttief. Jetzt ist ein Alpengasthaus, das „Jägerstüble“, zu sehen. Der Weg in die Berge ist hier und heute zu Ende; die Straße, auf der ich nun stehe, ist gesperrt, dicht.

Die Wanderung nach der Einkehr wird in das Tal hinab und dann zurück nach Damüls führen. Am Ende des Weges, am Ende der Straße Schnee wie eine Wand und Schilder darin versunken. Ein Kettenfahrzeug parkt davor.
Alles liegt still und starr und in tiefem Schnee verborgen. Eiszeit. Hier und heute eine mit Genuss. Das Gasthaus ist einladend, gemütlich und wohlig. Es gibt Kässpätzle satt aus dem Holztopf, gewiss genügend Kalorien für den weiteren Weg durch die Eiszeit.

Informationen für die eigene Genusstour
Die im Text beschriebene Route fand in einem vergangenen Winter statt und ist leider so nicht mehr im u.g. Programm. Natürlich lohnt sich eine Winterwanderung in und um Damüls auch ohne vorgefertigte Buchungen, und eine Einkehr erst Recht. Kulinarisch Wandern – Schritt für Schritt von Gang zu Gang. Man wandert durch Gebiete des Bregenzerwaldes, der kein geschlossener Wald ist, sondern eine angenehme, bisweilen eindrucksvolle Kultur- und Berglandschaft in Österreichs westlichstem Bundesland Vorarlberg.

Und man genießt dabei ein regionales Frühstück, Mittagessen und Dessert in verschiedenen Berggasthäusern und Restaurants. Dieses Angebot gibt es auch im Winter, es ist eine mehrstündige, ansprechende Wanderung mit Einkehr. Sie ist i.d.R. mit normaler Winterbekleidung inklusive angemessenem Schuhwerk durchzuführen. Hier steht nicht die sportliche Leistung im Vordergrund, sondern ein Erleben von Winter, Natur und Landschaft sowie der kulinarische Genuss. Über die aktuellen Angebote, Termine, Leistungen und Bezugsmöglichkeiten informiert die Seite:
www.bregenzerwald.at/kulinarisch-wandern-im-bregenzerwald
Unterkunftsempfehlungen im Bregenzerwald
Unser Autor übernachtete während der Reisen im Bregenzerwald u.a. auch in folgenden Hotels und Pensionen:
- Pension Bals, in Hittisau. Hier empfiehlt sich als kulinarischer Genuss: Boskop-Selleriesuppe (mit Äpfeln vom hauseigenen Baum), Braten vom Hittisauer Reh (lokaler Metzger / Jäger Bernhard Ringhofer), Blaukraut und Pflaumenserviettenknödel. Topfen-Nougat (Topfen vom Biohof Lingenhel aus Doren) Knödele auf hausgemachtem Zwetschkenröster (vom eigenen Baum) www.bals.at
- Hotel und Wirtshaus zum Gämsle, in Schoppernau. Hier empfiehlt sich als kulinarischer Genuss: Wildschweinbraten mit Nussspätzle, Blaukraut und Dörrpflaumensauce, als Dessert Topfenknödel mit süßen Brösel und Beerenröster. www.gaemsle.at
- Infos zur Urlaubsregion Bregenzerwald www.bregenzerwald.at
- Information zum Reiseland Österreich www.austria.info
Diese Reise wurde unterstützt von Österreich Werbung und Bregenzerwald Tourismus.
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