Von Mario Vedder

Schottland. JOHN O’ GROATS. 47 Meilen bis John O‘Groats, Nebel, 14 Grad. Wind, immer wieder Regen. Die Himalayan tuckert vor sich hin, als könne sie kein Wässerchen trüben. Sie fährt einfach stur nach Norden. Ihr Fahrer friert und stellt sich hin und wieder die Sinnfrage.

John O‘ Groats in Schottland: I made it

Muss man unbedingt in die nördlichste Siedlung des britischen Festlandes? Nein, muss man nicht. Aber als das Örtchen dann endlich aus dem Nebel auftaucht, kommt auch das Lächeln ins bibbernde Gesicht zurück. „I made it“  ist der erste Gedanke. Yeah. Aus dem Lächeln wird ein Grinsen.

End to Enders, länger geht‘s per Strasse nicht in Großbritannien von Land’s End bis John O'Groats. Foto: Mario Vedder
End to Enders, länger geht‘s per Strasse nicht in Großbritannien von Land’s End bis John O’Groats. Foto: Mario Vedder

End to Enders

Gute Tour. End to Enders, I made it, dabei ist John O’Groats noch nicht einmal der nördlichste Punkt des britischen Festlandes, das ist Dunnet Head, aber eben ohne Strassenanbindung. Die längste Verbindung per Strasse durch Großbritannien führt von Land’s End bis nach John O’Groats, 1406 Kilometer lang.

Regen, Wind, Nebel, noch 47 Meile bis John O'Groats, Schottland. Foto: Mario Vedder
Regen, Wind, Nebel, noch 47 Meile bis John O’Groats. Foto: Mario Vedder

Regen und Wind zerren am Bike

Sin ist outside, aber leider auch der Regen. Noch 47 Meilen, das Ende naht, aber bis dahin ist es noch viel Arbeit, Nebel, Regen und Wind zerren am Bike, am Fahrer und der Körpertemperatur, einmal mehr bin ich froh über die Heizgriffe, die ich gar nicht haben wollte, die jetzt aber helfen.

Noch 47 Meilen bis zum Ende des Festlands

Pause. Kälteloch, Zweifel. Was mache ich denn hier? END TO ENDERS, macht ihr doch alle, ich bin raus, will ein Hotel, eine Heizung und fahre doch weiter. Die Strecke ist keine von den Highlight-Touren im Norden, die im westlichen Teil wahnsinnig schöne Küstenroute NC 500 ist hier eher schwach, aber im Nebel ist es ja egal und das Gefühl, endlich am Ende der Welt, zumindest der britischen Festlandwelt angekommen zu sein, ist sensationell.

300 Einwohner, ein Hafen, ein Kiosk: John O'Groats. Foto: Mario Vedder
300 Einwohner, ein Hafen, ein Kiosk: John O’Groats. Foto: Mario Vedder

300 Einwohner hat John o‘ Groats

Rund 300 Einwohner gibt es hier und einen kleinen Hafen, inkl. Kiosk, die Fähre Richtung Orkneyinseln legt hier ab. Der Ortsname geht auf den Holländer Jan de Groot zurück, der 1496 die Fährrechte zu den Orkneyinseln verliehen bekam. Manch einem mag der Film „Long Way Down“ aus dem Jahr 2007 bekannt sein, die Schauspieler Ewan McGregor und Charley Boorman starteten ihre 24.000 Kilometer lange Motorradreise nach Kapstadt genau hier, in John O’Groats. Außerdem endet die Oldtimer-Rallye „LE-JOG“ hier, ein Höllenritt über Feld- und Schotterwege, Matschpisten und kalte Strecken im Hinterland, 2.500 Kilometer harte Arbeit.

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Scotland, John O’Groats. Foto: Mario Vedder
Queen Mums Castle of Mey

An Dramatik hat es hier oben einiges zu bieten, so die Felsspitzen vor der Küste in Duncansby Head, die sogenannten „Duncansby Stacks“. Hier ganz in der Nähe gibt es zig Nistplätze seltener Seevögel, unter anderem Papageientaucher kann man beim Spazieren an der dramatischen Küste beobachten. Ganz in der Nähe, rund sechs Kilometer westlich von John O‘Groats gibt es das wunderschöne Schloß „Castle of May“, gelegen in prächtig angelegten Gärten. Das Schloß war einer der Lieblingsplätze von Queen Mum, die Mutter von Königin Elisabeth II. kaufte das Anwesen 1952 und ließ es liebevoll restaurieren und anlegen.

14 Grad im Hochsommer am Nordatlantik

Irgendeine Jury kürte das arme Fleckchen Erde mal zum „trostlosesten Ort des Jahres 2010“, bei Nebel, Sprühregen und gerade mal 14 Grad im Hochsommer, einer trostlosen Ansammlung von Häusern rund um einen großen, trostlosen Parkplatz vielleicht verständlich.

Geschafft mit Grinsen im Gesicht: John O'Groats. Foto: Mario Vedder
Geschafft mit Grinsen im Gesicht: John O’Groats. Foto: Mario Vedder

Aber dieses verdammte Grinsen im Gesicht, dieser Ausdruck, „ich war da!“, der passt dazu nicht, und es haben hier verdammt viele Menschen dieses Grinsen im Gesicht. End to Enders – egal ob per Rad, zu Fuß, per Wohnmobil oder mit dem Motorrad – erlebt zu haben, ist weit entfernt von „trostlos“. Es bleibt dieses Grinsen im Gesicht.

Weitere Informationen: https://www.visitscotland.com/de-de/

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