Von Oliver Abraham

Bregenz/ Vorarlberg (Österreich). Im Ort Alberschwende im Bregenzerwald steht ein altes Haus mit geschindelter Holzfassade und mit zwei Schlitten in einem alten Schaufenster. Ein Haus, an dem man vorbeifahren würde, wüsste man nicht, dass hier Rodel in Handarbeit hergestellt werden und das nach alter Väter Sitte. Mit viel Ruhe und aus heimischem Holz, mit Liebe und Leidenschaft.

Edmund Johler sagt, man solle mit den Rodeln lange Zeit ein Vergnügen haben. Foto: Oliver Abraham
Edmund Johler und seine Brüder bauen Rodel, mit denen man eine lange Zeit ein Vergnügen hat. Foto: Oliver Abraham

Rodel aus Holz in Handarbeit

Die drei Brüder Johler bauen Rodelschlitten in dritter Generation. Edmund Johler zeigt die Manufaktur und erklärt, wie es kam mit den Rodeln: Wohlhabende Tourismuspioniere und Reisende – vornehmlich aus England – suchten in den Alpen auch ein sportliches Naturerlebnis, im Jahre 1883 kam es im schweizerischen Davos zum ersten offiziellen Schlittenrennen.

Hörnerschlitten im Bregenzerwald

Transportvehikel auf Kufen gab es in den Bergen natürlich längst, denn im Winter wurden Hörnerschlitten im Bregenzerwald für den Heutransport vom Vorsäß, einer zeitweiligen Siedlung oberhalb des Dorfes, ins Tal sowie Rodel für den Milchtransport ins Sennhaus benötigt. Und Kinder fuhren so zur Schule. Schlittenfahren als Freizeitvergnügen aber gab es bis dato nicht. Warum nicht Rodel für die Gäste bauen. Man konnte das, hatte das Handwerk dafür.

Im Jahr 1908 begann auch unser Großvater Christian Johler hier in Alberschwende mit der Produktion von Heu- und Fuhrwerkswagen, von Hörnerschlitten und Rodeln. Das Handwerk des Wagners hatte er in Liechtenstein gelernt und dort auch die Davoser Schlitten gesehen.“

Edmund Johler
Edmund Johler überprüft einen noch nicht ganz fertigen Rodelschlitten. Foto: Oliver Abraham
Edmund Johler überprüft einen noch nicht ganz fertigen Rodelschlitten. Foto: Oliver Abraham

Rodel als Weihnachtsgeschenk

Beide Varianten, Davoser Modell und Hörnerrodel (mit den vorn hoch und über gebogenen Kufen), werden in verschiedenen Größen bei Johlers nach wie vor hergestellt. Mit dem Aufkommen von „Freizeit“ in den 1950er-Jahren etablierte sich der Rodel auch als Weihnachtsgeschenk, zumal es mehr Kinder gab als heute und ausreichend Schnee.

Edmund Johler steht an einer der Werkbänke unter den Fenstern der Rodel-Manufaktur. Kufen und Böcke liegen gestapelt neben ihm. Foto: Oliver Abraham
Edmund Johler steht an einer der Werkbänke unter den Fenstern der Rodel-Manufaktur. Kufen und Böcke liegen gestapelt neben ihm. Foto: Oliver Abraham

„Nachdem mein Vater den Betrieb übernommen hatte, bauten mehrere Beschäftige ab dem frühen Herbst und über den Winter Rodel“, erinnert sich Edmund Johler. Ein kleiner, feiner Winter-Tourismus hatte außerdem in den 1960er Jahren im Bregenzerwald Einzug gehalten, kleine Skigebiete entwickelten sich.

Die Region steht noch heute für sanften Tourismus und solide Regionalität. Verkauft haben Johlers ihre Rodel schon damals weit über die Landesgrenzen hinaus, unter anderem nach Südtirol und ins Trentino. Heute werden, auch übers Internet, neben Österreich vor allem Deutschland, die Schweiz und das Baltikum beliefert.

Rodeltest im Bregenzerwald. Foto: Oliver Abraham
Rodeltest im Bregenzerwald. Foto: Oliver Abraham

„In den 1970er-Jahren bekamen Holzrodel Konkurrenz durch Plastikschlitten.“

Aber ihr Betrieb, so Johler, ihre Schlitten blieben: Erstens hielten die Gebrüder Johler an der Tradition (Holz, Handwerk, heimisches Material) fest. Und zweitens haben Edmund, Werner und Reinhard jeweils einen Beruf, der ihnen die Existenz sichert. Rodel bauen sie, weil sie mit Herzblut dabei sind, mit diesem Handwerk aufgewachsen sind. Edmund ist in Pension, lebt in Alberschwende und kümmert sich nebenbei übers ganze Jahr um den kleinen Betrieb. Im Sommer aber treffen sich die Johler-Brüder zum Biegen der Kufen und im Herbst zum Bauen der Rodel.

Edmund Johler steht an einer der Werkbänke unter den Fenstern der Rodel-Manufaktur und hämmert das Holz zurecht. Foto: Oliver Abraham
Edmund Johler steht an einer der Werkbänke unter den Fenstern der Rodel-Manufaktur und hämmert das Holz zurecht. Foto: Oliver Abraham

Nachhaltigkeit mehr als ein Modewort

Die Werkstatt wirkt wie aus der Zeit gefallen, aber die soliden Maschinen und Werkzeuge funktionieren wie eh und je, ist irgendwas kaputt, können sie zumeist selbst Hand anlegen. Geheizt wird der Ofen in der Werkstatt mit Holzspänen. Nachhaltigkeit ist hier mehr als ein Modewort.

„Es bedeutet für uns – Festhalten an regionalen Wirtschaftskreisläufen. Wir verwenden zum Beispiel für den Bau unserer Rodel Eschenholz, und das stammt aus heimischen Wäldern“, sagt Edmund Johler. „Das Rundholz wird zu Brettern geschnitten und ein Teil wird zum Biegen der Kufen verwendet. Diese werden dann zwei Jahre an der Luft getrocknet“, erzählt Edmund Johler während er die Werkstatt zeigt, „wir lackieren die Schlitten nicht, sondern tauchen sie in Leinöl. Die Metallverbindungen und Eisenteile stellt ein Schmied im Nachbarort her, die Jutegurte für die Sitzflächen kommen auch aus Österreich.“

Edmund Johler überprüft die Kufen der Rodeln. Foto: Oliver Abraham
Edmund Johler überprüft die Kufen der Rodeln. Foto: Oliver Abraham

Hohe Qualität und handwerkliche Präzision

Umweltverträgliche und ökologisch einwandfreie Materialien einzusetzen sei selbstverständlich. Vieles hat sich sich im Laufe der Zeit geändert, aber ihre Ansprüche an einen Rodel, an ihre Arbeit, sind gleichgeblieben: Hohe Qualität, handwerkliche Präzision und Sorgfalt. „Das heißt auch: dass wir die Langlebigkeit des Produktes sicherstellen, Kunden sollen mit dem Rodel lange Zeit ein Vergnügen haben“, meint Edmund Johler.

„diese Rodel gibt man an die nächste Generation weiter, das sind Erbstücke, die viele Jahrzehnte Freude machen.“

Rodel aus fein gemasertem Holz

Bei der Herstellung wird auch auf das kleinste Detail geachtet, und so teuer sind die Rodel dabei nicht. Edmund Johler steht an einer der Werkbänke unter den Fenstern der Rodel-Manufaktur. Kufen und Böcke liegen gestapelt neben ihm, es ist ein helles, fein gemasertes Holz, Edmund Johler passt die Böcke an und schlägt sie mit dem Hammer auf den Kufen fest, schleift mit Schmirgelpapier Unebenheiten ab, markiert mit einem derben Bleistift den Platz für die Stangen, auf denen die Sitze gespannt werden. Ganz zum Schluss wird mit dem Brenneisen der Familienname in die Schlitten gebrannt.

Manufaktur in Alberschwende wartet das Holz auf seine Weiterverarbeitung. Foto: Oliver Abraham
Manufaktur in Alberschwende wartet das Holz auf seine Weiterverarbeitung. Foto: Oliver Abraham

Es riecht nach Holz

In der Werkstatt riecht es nach Holz, leicht nach Harz und Rauch, am Boden liegen zusammenfegte Holzspäne.  An der Wand über der Werkbank hängen Stemmeisen und Schieblehren, Hobel und Handbohrer. Das sanfte Licht fällt durch die Fenster und beleuchtet seinen Arbeitsplatz. Der Schnee kam früh in diesem Jahr, und es kam viel. Es ist gemütlich geworden.

„…Zeit, um Rodeln zu gehen!“

Edmund Johler

„Wir rodeln auch – frische Luft, gemeinsam mit Freunden hochgehen, plaudern und dann die Abfahrt genießen.“ 

Ausgewählte Rodel-Highlights:

Ob tagsüber oder in den Abendstunden: Für munteren Rodelpartien bieten sich zahlreiche Strecken an. Die Rodelbahnen sind zumeist über Straßen oder per Lift erreichbar. Manche sind sogar mit Flutlicht ausgeleuchtet. 

  • In Damüls ist die 2,5 km lange Naturrodelbahn ein beliebtes Ziel. Jeden Mittwoch und
    Freitag ist sie von 19.30 bis 21.30 Uhr beleuchtet. Den Startpunkt erreichen Rodler*innen
    mit der Uga-Sesselbahn.
  • In Mellau rodelt man auf der 800 m beleuchteten Rodelbahn „Dosegg“.
  • In Bezau ist die 1,7 km langen Naturrodelbahn täglich bis 23 Uhr befahrbar. Drei Kilometer
    lang ist die Rodelstrecke von Baumgarten zum Sonderdach. Den Ausgangspunkt erreicht
    man mit der Seilbahn Bezau, bei der man Rodel auch ausleihen kann.
  • Schröcken lädt jeden Mittwoch von 17.15 bis 19 Uhr zum Rodelabend auf der 2 km langen
    Strecke. Zwischen Ziel und Start verkehrt im 15-Minutentakt ein Rodelbus. Rodel kann man
    beim Start ausleihen. Eine Bus- und Rodelabfahrt kostet € 4 mit Leihrodel.
  • In Warth ist die 700 Meter lange Rodelbahn „von der Höhi“ täglich bis 22 Uhr beleuchtet.
    Montags und/oder donnerstags findet ab 19 Uhr eine Rodelpartie mit Traktorauffahrt statt, dazu gibts Glühwein und Kinderpunsch. Rodel gibt es an diesen Abenden zum Ausleihen.
  • Die 600 Meter lange Rodelbahn bei der Dorfbahn Warth ist während des Skibetriebs täglich geöffnet, dienstags und sonntags auch am Abend von 19 bis 22 Uhr. Einen Rodelverleih gibt es bei der Bergstation der Dorfbahn.
  • Abendrodeln ist in Au auf der 650 Meter langen Piste am Grunholzlift direkt im Dorf jeden Mittwoch und Freitag von 19 bis 22 Uhr möglich. Bergauf geht’s mit dem Schlepplift mit speziellen Rodeln, die man an der Talstation ausleihen kann.
  • Beim Alpen Hotel Post in Au befindet sich eine Snow Tubing Bahn mit Förderband. Snow Tubes, sie schauen wie große Schwimmreifen aus, gibt’s im Tourismusbüro Au- Schoppernau zum Ausleihen.
Fertige Rodel in Manufaktur in Alberschwende. Foto: Oliver Abraham
Fertige Rodel in der Manufaktur in Alberschwende. Foto: Oliver Abraham

Information

– Nach vorheriger Absprache kann man bei Johlers vorbeischauen, sie zeigen ihre Arbeit gern, helfen bei der Auswahl des richtigen Modells, 24 verschiedene Modelle stehen zur Auswahl: johler-rodel.at

– Informationen zum Urlaubsziel Bregenzerwald: bregenzerwald.at

– Informationen zum Reiseland Österreich: austria.info   

         Diese Reise wurde unterstützt von Österreich Werbung und Bregenzerwald Tourismus

Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Bericht stellt keine Wertung untereinander und / oder gegenüber anderen Unternehmen, Personen, Waren oder Dienstleistungen o.Ä. dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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