Von Oliver Abraham

Bregenz/Land Vorarlberg (Österreich). Eiskalter Nebel liegt über dem Bregenzerwald, nur die höchsten Gipfel, die jenseits von 2.000 Höhenmetern, strahlen in der Sonne dieses Wintermorgens.

Tierspuren im Schnee auf 1600 Metern Höhe

Dass in einer guten Stunde, dann, wenn der Bus die gut achthundert Meter mehr vom Tal auf den Hochtannbergpass geschafft hat, dass dann ein bilderbuchblauer und postkartenschöner Himmel über dem Hochgebirge liegen wird, ist jetzt noch nicht einmal zu erahnen. Unterwegs in den Alpen, unterwegs zwischen Gipfeln, die Widderstein heißen oder (Zuger) Hochlicht.

Pulverschnee und winterliches Sonnenlicht. Foto: Oliver Abraham
Pulverschnee und winterliches Sonnenlicht. Foto: Oliver Abraham

Bergspitzen wie Inseln

Und dann bricht die Sonne durch, Bergspitzen wie Inseln in einem Ozean aus Nebel. Eine gefällige Hügellandschaft liegt am Hochtannbergpass auf gut 1.600 Metern unter schroffen Spitzen, schier geflutet ist jetzt die Gegend von Licht. Pulverschnee, soweit man blicken kann.

Skilifte befördern die Bus-Fahrgäste auf die Piste, aber hier geht mehr: Jürgen Riegger ist Bergwanderführer und er nimmt seine Gäste mit auf eine Winterwanderung mit Schneeschuhen, denn sonst käme man nicht weit.

Bergwanderführer Jürgen Riegger geht auf Schneeschuhen im Hochgebirge über dem Bregenzerwald. Foto: Oliver Abraham
Bergwanderführer Jürgen Riegger geht auf Schneeschuhen im Hochgebirge über dem Bregenzerwald. Foto: Oliver Abraham

Schneeschuhwandern ist schnell erlernt

Das Gehen mit diesen bratpfannengroßen Dingern ist sehr schnell erlernt, wer wandern kann, der kann auch Schneeschuhwandern. Hier oben im Skigebiet ist ein Wintersportausrüster und Jürgen lässt seine Leute anprobieren.

Dann schnallt er sich und seinen Gästen ein Lawinen-Verschütteten-Suchgerät um die Brust, das ist ein elektronisches Ortungsgerät mit Sende- und Suchfunktion. Und er packt kleine Alu-Schaufeln in die Rucksäcke, erklärt, wie das funktioniert im Notfall. Wie man sich und seine Leute nach einer Lawine wiederfindet, wie man einen Verschütteten ausgräbt.

Bergwanderführer Jürgen Riegger kennt sein Gebiet auswendig. Foto: Oliver Abraham
Bergwanderführer Jürgen Riegger kennt sein Gebiet auswendig. Foto: Oliver Abraham

Vorbereitung ist nötig

Jürgen und Kollegen üben so was regelmäßig und man selbst ahnt, dass Schneeschuhwandern, zumal eine größere Tour, nicht mal einfach eben so geht, sondern dass Planung und Vorbereitung nötig sind.

Der Wintertourismus im  Bregenzerwald ist sanft, trägt zum Schutz der Tierwelt bei. Foto: Oliver Abraham
Der Wintertourismus im Bregenzerwald ist sanft, trägt zum Schutz der Tierwelt bei. Foto: Oliver Abraham

Aktives Erleben der Natur

Schneeschuhwandern ist die wohl schönste Möglichkeit, die Natur der Berge im Winter aktiv und vielfältig zu erleben, aber auch die Fährnisse – Lawinen, Stürze, Orientierungslosigkeit, Erschöpfung, Unterkühlung –  sind ebenso vielfältig und man sollte dem Berg, dem Winter, der Natur mit Respekt begegnen.

Sich am besten einem ortskundigen und versierten Naturführer anschließen. Man ist so ohne Sorgen um seiner selbst unterwegs und kann die Natur unbedingt erleben, sie genießen. Man lernt eine Menge, über die Tiere zum Beispiel, weil die Führer eben darüber wissen und erzählen. Und weil sie die besten Wege kennen im Bregenzerwald kennen, auch die, wo man das Wild nicht aufschreckt.

Winterliche Sonne über dem Bregenzerwald. Foto: Oliver Abraham
Winterliche Sonne über dem Bregenzerwald. Foto: Oliver Abraham

Tiefverschneite Landschaft

Am gegenüberliegenden Hang steht eine Kapelle allein auf weiter Flur, tiefverschneit, darüber spannt der knallblaue Himmel, in dem noch am frühen Vormittag die Schwärze und Kälte des Weltraums zu erahnen ist. Adler kreisen über dem Berg. War das ein Pfeifen, ein Schrei?

„Man kann die Adler gelegentlich auch hören, siak siak oder tziak tziak – so könnte man einen typischen Ruf beschreiben.“ 

Jürgen Riegger

Meist etwas heiser, oft sich überschlagend. Wie oft hat man das schon gehört. Aber erkannt? Zum Einüben, zum Sich-wieder-daran-Gewöhnen, geht es zunächst am Rand der Ski-Piste bergan. Jürgen kennt die Gegend, seine Gäste kennt er in der Regel nicht, bald aber sieht er, was sie können.

Bergwanderführer Jürgen Riegger ist unterwegs im Hochgebirge über dem Bregenzerwald. Foto: Oliver Abraham
Bergwanderführer Jürgen Riegger ist unterwegs in unberührter Natur. Foto: Oliver Abraham

Unmittelbar im tiefem Schnee

Wir verlassen jetzt die Piste und sind unmittelbar in tiefem Schnee. Ohne Schneeschuhe wäre es kaum möglich, in diesem tiefen Pulverschnee vorwärts zu kommen. Wir gehen knapp unterhalb der Waldgrenze, hier stehen Fichten und Zirbenkiefern, also die Arven, in Gruppen, wie Inseln in dieser strukturreichen, gefälligen Landschaft mit Kuppen und Graten (Felsen lugen hervor), aus Mulden und Senken tief mit Schnee befüllt.

Es ist eine mosaikhafte Verzahnung kleinräumiger, landschaftlicher Vielfalt, deshalb, und auch weil der Wintertourismus im Bregenzerwald ein sanfter ist, hat sich hier eine vielfältige Tierwelt erhalten.

Die Heimat von Schneehasen und Gämsen

Hier, wo wir unterwegs sind, leben, unter anderem Schneehasen, Gämsen, Steinböcke, Alpenschneehuhn und Birkhuhn. Mit Glück, und je nach Route, kann man vielleicht ein Tier sehen, es beobachten, wahrscheinlicher wird man nur die Spuren finden. Spannend ist auch das und ein schönes Erlebnis allemal.

Bergwanderführer Jürgen Riegger ist unterwegs im Hochgebirge über dem Bregenzerwald. Foto: Oliver Abraham
Bergwanderung im Bregenzerwald. Foto: Oliver Abraham

Innehalten, Durchatmen

Es geht sich gut und im Zickzack einen Hang hinauf, die Bäume sind sehr viel größer als sie zunächst erschienen, sind bis zu zwanzig Meter hoch. Voll beladen sind die Äste mit Schnee, geht man daran vorbei und stößt sie an, glitzert die Luft im Licht. Es prickelt; im Gesicht, auf der Haut, im Geist.

Innehalten, Durchatmen, Kopf und Körper sind vollkommen klar, das Tempo ist optimal, ein gutes Vorwärtskommen über Schneewehen, vorbei an Schneewächten, bergan und trotzdem mit genügend Zeit zum Schauen und Entdecken. Wie diese Spuren, immer wieder welche  ….

Hier, längst abseits (aber erlaubt) von der Skipiste, sind Tiere, auch wenn man sie nicht immer sieht, hier suchen sie was zum Fressen, Hühner nach Grünfutter wie Knospen, Triebe oder Blätter, Füchse vielleicht nach Hühnern. Eine dieser Spuren kommt vom Geflügel.

Alpenschneehuhn im Iglu

„Das Alpenschneehuhn lebt im Winter in einer Schneekammer, in einer Art Iglu“, sagt Jürgen, „denn Schnee isoliert und das nutzen die Vögel. Um im Winter Energie zu sparen und die Kälte überhaupt zu überstehen, graben sich die Schneehühner über Nacht und je nach Wetter auch tagsüber in Schneehöhlen ein, auch, um sich vor Feinden wie dem Fuchs zu schützen.“

Pulverschnee und winterliches Sonnenlicht. Foto: Oliver Abraham
Pulverschnee und winterliches Sonnenlicht. Foto: Oliver Abraham

Mit Glück Schneehühner sehen

Mit ihren Füßen und Flügeln graben sie sich bis zu dreißig Zentimeter tief im Pulverschnee ein und dann folgt noch eine ebenso lange Höhle, die scharren sie hinter sich zu oder lassen sich einschneien. Mit Glück kann man Schneehühner auf einer Schneeschuhwanderung sehen. Selbst bei extremen Außentemperaturen von bis zu minus 25 Grad bleibt es in diesen Schneehöhlen knapp unter dem Gefrierpunkt. Morgens kommen diese Hühner wieder aus ihren Schneekammern hervor, um nach etwas Fressbarem zu suchen.

Der Weg führt durch tiefverschneites Gebiet. Foto: Oliver Abraham
Der Weg führt durch tiefverschneites Gebiet. Foto: Oliver Abraham

Aber einfach ist es im Winter nicht und die Vögel müssen jedes bisschen Energie sparen wo es nur geht“, berichtet Jürgen, „deswegen gehen wir bei unseren Winterwanderungen auch nicht überall, sondern bleiben auf den genehmigten Routen, in genehmigten Gebieten, um die Tiere nicht zu stören und aufzuscheuchen.“

Wildruhezonen respektieren

Auch Schilder zeigen solche Gebiete an. Schneehühner fliegen im Winter nur, wenn es unbedingt nötig ist, denn das verbraucht sehr viel Energie. „Einen warmen und schützenden Iglu, ein bisschen was zu fressen und vor allem Ruhe – so können Schneehühner auch einen langen und kalten Winter gut überstehen“, sagt Jürgen, schon eine Annäherung von 200, 300 Metern könne das Schneehuhn aufscheuchen. Deshalb sind Wildruhezonen, im Winter umso mehr, wichtig und zu respektieren – und ein weiterer Grund, sich einer geführten Tour anzuschließen.

Rücksicht auf die Tierwelt, ein Schild weist auf besondere Schutzzonen hin. Foto: Oliver Abraham
Rücksicht auf die Tierwelt, ein Schild weist auf besondere Schutzzonen hin. Foto: Oliver Abraham

Weiß ist das Winterkleid des Alpenschneehuhns, das Winterfell des Hasen und das des Hermelin nicht wegen der Tarnung allein – wer wird je einen der Drei im Winterkleid sehen und Jürgen hat noch nie ein Hermelin in freier Wildbahn gesehen (nur alle zwei, drei Jahre hinter seinem Haus) – sondern auch zur Isolation gegen die Kälte.

Schneehasen beobachten

Apropos Schneeschuhe: „…auch Hase und Huhn machen das so, Fuß und Pfote sind breit und beharrt, damit haben sie, so wie wir jetzt, eine breite Auftrittsfläche und können gut im Schnee gehen.“ Schneehasen hat Jürgen schon gesehen, auch dem Gast ist das möglich – die Chancen sind größer, je weiter abseits von Liften und Pisten man unterwegs ist. Vor uns im Süden liegt ein markanter Doppelgipfel wir stehen oberhalb eines weiten Talkessels.

Frische Pfotenspuren

Steigen wir hinab und marschieren gen West Richtung Körbersee (diese Variante wäre von den Schneeverhältnissen abhängig) oder kehren wir um und gehen auf bekanntem Weg zurück und dann zum Hotel? Wir entscheiden uns zur Umkehr, auch weil dann noch sicher Zeit und Muße sind.

Der Fuchs will nicht allein sein

Dann sehen wir frische Spuren von Pfoten, groß wie zwei Streichholzschachteln, und so typisch, dass sofort klar ist, von wem sie stammen – vom Schneehasen.„Und schau hier. Das sind Spuren vom Fuchs, der ist dem Hasen gefolgt …“ Hier aber sagt man, dass der Fuchs den Hasen nie fressen würde, denn dann wäre er ja ganz allein.

Tiefblauer Himmel über dem Hochgebirge im Bregenzerwald. Foto: Oliver Abraham
Tiefblauer Himmel über dem Hochgebirge im Bregenzerwald. Foto: Oliver Abraham

Information:

– Jürgen Riegger, Natur- und Bergwanderführer                                                        www.alpine-passion.at 

– Hotelempfehlung, zum Beispiel, (mit guter Busanbindung zum Hochtannbergpass) im Ort Au, modernes und sehr angenehmes Haus mit hervorragender Küche „Hubertus – ****Hotel, Cafe, Gasthaus“                                                                                                         www.hubertusbregenzerwald.at 

– zur Urlaubsregion Bregenzerwald                                                                            www.bregenzerwald.at 

– zum Reiseland Österreich                                                                                                   www.austria.info

Die Reise wurde unterstützt von Österreich Werbung und Bregenzerwald Tourismus

Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Bericht stellt keine Wertung untereinander und / oder gegenüber anderen Unternehmen, Personen, Waren oder Dienstleistungen o.Ä. dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.  

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